Aufklärungs und Leitstation 1S91

Bestand 

Die Aufklärungsstation 1S11 mit Kennungsgerät 1S51

Die 1S11 ist eine Impuls- Funkmeßstation zur Rundumaufklärung im cm Bereich mit jeweils 2 getrennten Sende und Empfangskanälen, die identisch aufgebaut sind. Es können Ziele bis zu einer Entfernung von maximal 60 km aufgeklärt werden und jeweils 1 Ziel an die Leitstation zugewiesen werden. Die Zielzuweisung erfolgt mittels Handrädern nach Seitenwinkel und Entfernung. Bezüglich der Zielhöhe ist nur eine Unterscheidung nach Höhenbereich 1 oder 2 möglich. Ein zweites Ziel kann zur Zielzuweisung vorbereitet werden. 

Umdrehungsgeschwindigkeit der Antenne 15 U/min, ab Version M1: 20 U/min
Aufklärungsentfernung 3 bis 65 km
Höhenbereich 30 bis 7000 m
Impulsleistung

1. Kanal 500 +/- 50 KW

2. Kanal 600 KW

Impulsfolgefrequenz 2KHz
Impulsdauer 0,5 mycrosekunden
Stabilität der Folgefrequenz +/-6%
Rauschfaktor 8 dB
Empfängerempfindlichkeit 10e-13 W
Öffnungswinkel des Richtdiagramms

1. Kanal Seitenwinkel ca. 1°

2. Kanal Seitenwinkel ca. 45'

Höhenwinkel beide Kanäle 20°

Leistungsaufnahme der 1S11

Netz 220V/ 400Hz : 30 KW

27V = : 1,2 KW

 

Antennensystem der 1S11. 

Rechts sind deutlich die Koaxialleitung und einer der beiden Dipole für die Antenne des Kennungsgerätes und die Hohlleiter für den I. und II. Sendekanal zu erkennen. Während im Ersten Kanal das Richtdiagramm über 3 Strahler mit einer Energieverteilung von 1:1:1 gebildet wurde, erfolgte das für den II. Kanal im Verhältnis 2:3:5. Damit und durch die Form des Reflektors wurde ein Richtdiagramm in der Form einer Kosekansfunktion gebildet     

(Photo dieser Seite: R. Wagner)

 

Die Breite des Richtdiagramms betrug bei 0,5 Pmax für den I. Kanal 45' und für den II: Kanal 1°. Beide Richtdiagramme wiesen eine vertikale Polarisation auf. Kennungsgerät und Sender der 1S11 nutzten den selben Reflektor. bei einem Pegel von 0,5 Pmax wies das Richtdiagramm des Kennungsgerätes eine Breite von ca. 10-15° auf
Die Zielzuweisung konnte bis Winkelgeschwindigkeiten von 5°/ sec im Entfernungsbereich zwischen 6 und 65 km erfolgen. Dazu wurde der Zielimpuls mit einem 6 mycrosekunden - Bandimpuls auf dem Sichtgerät zur Feinzielzuweisung abgedeckt. Die Zielzuweisung nach dem Höhenwinkel erfolgte in 5 Höhenstufen.  Zone I 3,5°
Zone II
Zone III 11°
Zone IV 14,5°
Zone V 17°

Für die Störunterdrückung gibt es  in der 1S11 folgende Möglichkeiten:

  • System der Festzielunterdrückung mit und ohne  Windkompensation sowie und zur Unterdrückung Asynchroner Impulsstörungen (zweifache, und vierfache Zwischenperiodenkompensation, sowie Quadratur./ Basisbauelement sind in Reihe geschaltete Potentialspeicherröhren)
  • manuelle Verstärkerregulierung der Empfangskanäle
  • Wobbeln der Impulsfolgefrequenz
  • Wechseln der Sendefrequenz

Das als 1S51 bezeichnete Kennungsgerät ist ein Gerät des Systems "Kremnij 2" und verfügt über 12 Codefilter. Die Kennungsabfrage ist über die gesamte Aufklärungsentfernung möglich. 

Leitstation 1S31 und Fernsehvisier 9Sch33

Die 1S31 bestand aus einer Impuls- Funkmeßstation  im cm Bereich zur Zielverfolgung, und einen im Dauerstrichverfahren arbeitenden Sender zur Sicherstellung des halbaktiven Lenkverfahrens. Die Zielbegleitung wurde mit der Monoimpulsdifferenzmethode realisiert. 

Taktisch- technischen Angaben:

Zone des Erfassens und der automatischen Zielbegleitung

Seitenwinkel 360°

Höhenwinkel -9° bis +85°

maximale Auffaßentfernung Mig-21 : 45 km 
Zone der Zielsuche Regime Suche I

Seitenwinkel 25' +/- 5'

Höhenwinkel +/-2,2° bis 2,7°

Zone der Zielsuche Regime Suche II

Seitenwinkel 2,3° +/- 30'

Höhenwinkel 25' +/- 10'

Winkelgeschwindigkeiten der automatischen Zielbegleitung

Seitenwinkel 20°/sec

Höhenwinkel 10°/sec

mittlerer Fehler der Koordinatenbestimmung

Seiten und Höhenwinkel 00-02 (00-00,5)

Entfernung 30m (10m)

Höhenbereich 30 bis 7000 m
Impulsleistung

beide Kanäle je 200 KW (280KW) 

Impulsfolgefrequenz 2KHz
Impulsdauer 0,45 Mycrosekunden
Empfängerempfindlichkeit 10e-13 W
Öffnungswinkel des Richtdiagramms

ca.  1° bei einem Pegel von 0,5 Pmax

Leistungsaufnahme der 1S31

Netz 220V/ 400Hz : 19 KW

27V = : 0,3 KW

Der Sender D leistet ca. 500 W und diente zur "Zielbeleuchtung". Die Frequenzen dieses Senders unterlagen der höchsten Geheimhaltungsstufe, so dass der Sender "D" außer bei Gefechtsschießen nur noch zu technischen Wartungsarbeiten innerhalb der Halle und auf Äquivalent und äußerst selten zu Lehrgefechtsprüfungsschießen eingeschaltet wurde.  

Links Konterreflektor und Spiegel für die Impulssender und den Dauerstrichsender der 1S31. Koaxial ist die Kamera des Fernsehvisiers angebracht.

Rechts ist der geöffnete obere Container der 1S31 zu sehen. In Ihm befand sich vor allem der Sender "D" und Teile des Sendesystems der 1S31. Zu wartungsarbeiten gab es oberhalb des Containers des Kennungsgerätes eine kleine Wartungsbühne

Koaxial zur Leitantenne ist die Kamera des Fernsehvisiers 9Sch33 untergebracht. Sie ermöglichte die optische Zielbegleitung nach Winkeln bei günstigen Bedingungen bis zu einer Entfernung von 45 km. Um auch im Gegenlicht eine optische Zielbegleitung zu ermöglichen, verfügte die Kamera über 3 Filter, die per Tastendruck gewechselt wurden. Die optische Begleitung erfolgte per "Manipulator" (im Prinzip ein Joystik). Die Entfernung wurde in diesem Fall über die 1S11 ermittelt, war jedoch nur für die Bestimmung des Startzeitpunkts relevant, da auf Grund der Methode der proportionalen Annäherung (Lenkmethode), ausschließlich die Begleitung des Zieles Seiten und Höhenwinkel, um das Ziel permanent aufzuhellen notwendig war.       

Auf Grund der Monoimpulsdifferenzmethode werden Winkelantwortstörungen generell unterdrückt. Im weiteren gab es für den Impulssender folgende Störschutzmöglichkeiten 

  • Wobbelung der Impulsfolgefrequenz
  • Störautomat für Rauschstörungen
  • SBZ System mit Potentialspeicherröhren
  • Frequenzwechsel

Telecodegerät 1S61

Das Telecodegerät 1S61 dient zur Übertragung der Richtwerte und Kommando`s an die Startrampen und zum Empfang der Meldungen von dieser. Heute würde man das wohl als Data Link bezeichnen. Zur Berechnung des Stellungsunterschiedes in den Startrampen (Parallaxe) mussten deshalb ALS und Startrampen gegenseitig eingerichtet werden (Seitenwinkel der Längsachse und Entfernung) Die Übertragung konnte in der Betriebsart Funk erfolgen. Die 1S91 war dazu am Bug und am Heck mit jeweils einer Telecodeantenne ausgerüstet. Außerdem war auch die Übertragung in der Betriebsart "Draht" möglich. Dazu verfügte jede 2P25 über eine 500 m LFK - Rolle. Die Reichweite des Telecodesenders lag deutlich über 500m. 

Das Basisfahrzeug GM 568 wurde ebenso wie das Basisfahrzeug der 2P25 (GM578) und der Fla.Sfl ZSU 23-4 (GM557) aus der Fahrzeugfamilie des SPW 50PK bzw Schwimmpanzers PT-76 entwickelt. Die GM568 wird von einem W-6 Dieselmotor (6Zylinder in Reihe) mit 206 KW (280 PS) bei einer Drehzahl von 2000/min angetrieben. Die Lenkung erfolgt mechanisch über Bremsbänder, die auf die hinter dem Antriebsrad liegenden Planetenlenkgetriebe wirken. Die Federung erfolgte über Torosionsstäbe.

Länge 7,07 m Kraftstoffvorrat 560 l
Breite 3,6 m Normalverbrauch 80 l
Höhe 3,44 m Fahrbereich 350/310* km
Masse 21,5 t Höchstgeschwindigkeit 50 km/h
Bodenfreiheit 38 cm Hangleistung 30°
Spurweite 2,54 m Überschreitfähigkeit 2,6 m
Watfähigkeit 1,0 m    

Die Angaben der Tabelle entstammen dem Buch "Deutsche Militärkraftfahrzeuge - Bundeswehr und NVA" von Gau/Plate/Siegert, erschienen im Motorbuchverlag, 1. Auflage 2001. Der sowohl in diesem, als auch in anderen Büchern erwähnte Fahrschulpanzer GM568U resultiert aus einem Unfall, wo das Spezialteil einer 1S91 beim Tiefladertransport durch die Kollision mit einer Brücke so schwer beschädigt wurde, daß an eine Instandsetzung nicht mehr zu denken war. (Müsste das FRR-1 oder FRR-9 betreffen)  

* Angabe ohne Betrieb der Gasturbine

Stromversorgungsanlage
Die ALS hatte eine Leistungsaufnahme von ca. 60 KW. Zur Stromversorgung war die Nutzung von Fremdstrom (über Umformer oder Aggregat PÄS-100), Gasturbine oder Fahrmotor möglich. Die Nutzung des Fahrmotor´s zur Stromversorgung war für den Normalfall untersagt. Aggregat oder Umformer wurden vor allem bei der stationären Ausbildung genutzt. Beim Gefechtsdienst wurde vor allem die Gasturbine genutzt, die jedoch mit einem Verbrauch von ca. 80 l pro Stunde recht durstig war. Die Gasturbine war im Heck der ALS längs der Fahrtrichtung eingebaut und hatte eine seitliche Luke für den Abgasstrahl. Sie leistete 20.000 U/min und speiste das Bordnetz wurde mit 220 V/ 400 Hz sowie 27V=. 

Blick in die Düse der Gastturbine bei geöffneter Luke. Diese ist im Normalfall geschlossen. Bei der Nutzung wurde über Stellmotoren eine Klappe für die Abgasdüse geöffnet 

Der Ausfahr- und Horizontierungsmechanismus sorgte für das Ausfahren des unteren Containers und des Horizontierens des gesamten Radarturms. Dieser bestand aus 4 Spindeln und dem Hubmotor, der über Ketten die Spindeln antreibt. Für Notsituationen gab es auch die Möglichkeit mit 4 großen Kurbeln den Container aus und einzufahren. In der Regel genügte es beim Klemmen einer Spindel schon, kurz mit der Kurbel "anzurucken".... und dann gings weiter. In der Mittelsektion befand sich außerdem ein Schleifringübertrager, der sowohl die Stromversorgung der Container der Radarturms, als auch den Signalaustausch zwischen den Schränken im Basisfahrzeug und den Containern gewährleistet.  

Ralf Wagner, 2004 - ebenso alle Fotos dieser Seite