Fla-Raketenkomplex 9K33

Entwicklung und Versionen 1960-2003

1960 Entwicklungsbeginn auf Beschluss des Ministerrats der UdSSR vom 27.10.1960. Ziel war die  Entwicklung eines autonom einsetzbaren Fla-Raketenkomplexes, bei dem alle Elemente, wie Aufklärung, Zielbegleitung, Start der Rakete und deren Lenkung von einem Fahrzeug aus erfolgen sollte. Das Fahrzeug sollte mindestens 2 Startschienen besitzen, die Raketemasse sollte zwischen 60 und 65 kg betragen.

Initiert wurde dieser Auftrag vor allem durch Informationen des amerikanischen "Mauler" - Projekts. Zu Beginn der Entwicklung war daher auch noch nicht klar, in welcher Gliederungsebene der Komplex eigentlich eingesetzt werden sollte. Mit der Festlegung der Raketenmasse war man von den bereits verfügbaren Luft-Luft Raketen und den projektierten Daten für den amerikanischen Komplex (59 kg) ausgegangen (Masse z.T. 85 kg). Die weitere Entwicklung  der Leistungsfähigkeit von Raketenfeststofftriebwerken wurde aus heutiger Sicht zu optimistisch bewertet.

Das Projekt XMIM-46 "Mauler", wurde nie verwirklicht-1965 wurde das Projekt gestrichen. 

1962 Das Projekt ist noch immer nicht über das experimentelle Stadium hinausgekommen. Die Entwicklungsleitung des neuen Fla-Raketenkomplexes lag beim NII-20 (GKRE), leitender Konstrukteur war M.M. Kositschkin. Dem Konstruktionsbüro des Werks Nr. 82. wurde die Entwicklung der Rakete übertragen und mit der Leitung von A.P. Potopalow beauftragt. Diese Arbeiten waren jedoch von Anbeginn von einer Reihe von Pannen begleitet, die vor allem aus der völlig unterdimensionierten Raketenmasse resultierten. 

1964 Die Einsetzung einer Untersuchungskommission am 08.01.1964 unter Leitung des Chefs des NII-2 GKAT W.A. Dshaparidse, die den Stand und die Möglichkeiten der weiteren Entwicklung des Systems einschätzen sollte, kam praktisch einer Vorverurteilung Potopalow`s, Kositschkin`s und A.P. Malijewskis (Entwicklung der schiffsgestützten Version) gleich. 

Als dann auch A.A. Raspletin, im Rat der Chefkostrukteure verantwortliche für Fla- Raketenkomplexe eine Übernahme der Entwicklung durch das Grushin befürwortete, bedeutete das praktisch das Ende für Potopalows Team . Am 07.09.1964 wurde entsprechend Empfehlung der Untersuchungskommission das KB des Werks 82 von den Entwicklungsarbeiten entbunden und die Entwicklung der Rakete dem OKB-2 (GKAT) unter Leitung von Grushin zu übertragen. Der Leitende Konstrukteur Kositschkin wurde abgelöst und durch den Direktor des NII-20 Udakow ersetzt. Im Prinzip musste die Rakete völlig neu konstruiert werden. 

1965 Im 2.Quartal 1965 wurden die Anforderungen an die Rakete völlig neu definiert : Masse zwischen 110-115 kg. Vernichtungszone für Ziele in der Größenordnung der MIG-19 bei Geschwindigkeiten bis 500m/s : einer Entfernung von 8-10 km und Zielhöhe von 50/100 m bis 5.000m Bei Zielen mit Unterschallgeschwindigkeit wurden folgende Parameter der Vernichtungszone gefordert : 10-13 km Zielentfernung und 6-7 km Zielhöhe. Bereits 1965 konnte die autonome Erprobung der neuen Rakete beginnen.

Zum Usprungsprojekt lassen sich bisher leider keine Zeichnungen oder Photos auftreiben. Nach der generellen Überarbeitung von 1968 sah der FRK dann so aus 

1967 In der 2. Jahreshälfte 1967 begann die Erprobung aller Elemente des Komplexes auf dem Polygon Emba. Im Juli 1968 wurde die Erprobung durch den Leiter der staatlichen Erprobungskommission T.A. Mikitenko abgebrochen, da die Effektivität, Zuverlässigkeit, Einsatzzeit und die Parameter der unteren Grenze der Vernichtungszone nicht den Anforderungen entsprachen. Probleme gab es u.a. mit der Dimensionierung der Düse, wodurch der anfängliche Lenkfehler nach dem Start erheblich zu groß war. Derartige Probleme sind in der Erprobungsphase eines Fla-Raketenkomplexes nicht ungewöhnlich, doch gab es auch erheblich schwerwiegendere Probleme. Durch die Anordnung der Antennenanlage und der Starteinrichtung wurde ein relevanter Bereich des Aufklärungssektors beschattet.

Als Termin für die erneute Erprobung wurde für das II. Quartal 1970 festgesetzt. Die komplette Entwicklungsleitung des Komplexes OSA wurde dem Direktor des NIEMI/MRP (vorher NII-20) W.P. Jefremow und dessen Stellvertreter I.M. Drise übertragen. In Folge der Überarbeitung des Projekts wurden die Antennenanlage und Startausrüstung auf einer Lafette (APU) angeordnet.

Auch bezüglich der Entwicklung des Basisfahrzeugs gab es Probleme. Das zur Verfügung stehende teilweise gepanzerte Basisfahrzeug "1040" entsprach bezüglich Aktionsradius und Geschwindigkeit nicht den Vorgaben und bereits Mitte der 60-er Jahre hatte man erkannt, dass der MT-LB ungeeignet war. Deshalb beauftragte die militär- ökonomische Kommission des Ministerrats das Brjanker BAZ-Werk , auf Basis des ZIL-135 das Basisfahrzeug 937 (späterBAZ-5937 bzw. "Osnowa") zu entwickeln.

1970 Nachdem von März bis Juni 1970 die Werkserprobung erfolgte und im Juli 1970 bis Februar 1971 die staatliche Abnahme unter M.M. Saweljew erfolgte, wurde der Komplex in die Bewaffnung übernommen. Zeitgleich erfolgte die Einführung des Komplexes OSA-M in die Bewaffnung der Seekriegsflotten.

Erstmals wird OSA zur Novemberparade 1975 gezeigt. Zu diesem Zeitpunkt beginnt jedoch schon die Einführung des FRK OSA-AK 

Zeitgleich mit OSA erfolgt die Einführung der Marine-Version OSA-M. Startrampe ZIF-122 für 

2 x 9M33

1971 wurde der Auftrag erteilt, die Vernichtungszone und Vernichtungswahrscheinlichkeit des FRK zu verbessern. Das Projekt erhielt die Bezeichnung OSA-A. Parallel dazu wurde eine Variante der SLS entwickelt, die mit 6 Raketen in Transport- und Startcontainern beladen werden konnte. Diese Variante erhielt die Bezeichnung OSA-K. Parrallel wurden auch versucht das Fahrzeug mit einer leichten Panzerung zu versehen. Davon wurde jedoch Abstand genommen, da das Fahrzeug nicht mehr schwimmfähig gewesen wäre. Noch während der staatlichen Erprobung der Gefechtsfahrzeuge 9A33BM (OSA-A) und 9A33M2 (OSA-K) wurde vom GRAU, MRP und MAP eine Gefechtsmaschine gefordert, die die Gefechtseigenschaften beider Fahrzeuge vereinen sollte. Die Erprobung des nun 9K33M2 (OSA-AK) bezeichneten Komplexes mit SLS 9A33BM2 und Fla-Rakete 9M33M erfolgte vom September 1974 bis Februar 1975 auf dem Polygon in Emba. 

1975 Truppeneinführung des Komplexes OSA-AK  Beginn der nächsten Weiterentwicklung. Diese beinhaltete die Verbesserung der Gefechtseigenschaften bei der Abwehr von Kampfhubschraubern. Die 1977 durchgeführte Werkserprobung mit einer verbesserten SLS 9A33BM2 und der Fla-Rakete 9M33M2 ergab, dass auch Veränderungen an der Rakete notwendig waren. Das betraf vor allem den Funkzünder. Die neue Rakete erhielt die Bezeichnung 9M33M3. Ebenfalls weiterentwickelt wird eine entsprechende Version für die Marine.

Am 04. Februar 1975 Beschluss des Ministerrats der UdSSR zur Entwicklung des Fla-Raketenkomplexes 9K330 "Tor" Dieser Fla-Raketenkomplex soll OSA ablösen. Wesentliche Forderungen sind: Funkmessausrüstung, die auf die die Abwehr von Luft-Boden Lenkwaffen, Cruise Missiles und Drohnen optimiert ist, senkrecht startende Raketen, Ketten-Basisfahrzeug. Die Entwicklung basiert auf der Funkmessausrüstung und der Fla-Rakete des FRK 9K33 AKM. Parallel wird der für die Flotte vorgesehene FRK "Knischal" entwickelt  

1979 Truppeneinführung der verbesserten Marine Version OSA-MA/ 9K33MA mit 9M33M3

1980 Die staatliche Erprobung des nun als 9K33M3 (OSA-AKM) bezeichneten Fla- Raketenkomplexes und Beginn der Ausrüstung der Truppenteile mit diesem FRK.

1983 Truppenerprobung des FRK 9K330 "TOR" Als erste Truppenteile werden die in der DDR stationierten Truppen der GSSD mit diesem FRK ausgerüstet

1985 Erneute Verbesserung des FRK 9K33M3. Bezeichnung auch als 9K33-1. Dabei fließen Erfahrungen der Entwicklung des FRK 9K330 ein. Das betrifft vor allem die Antennenanlage der Aufklärungsstation. Einführung der Marine-Version OSA-MA2 

1992.... Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erfolgen in verschiedenen Ländern updates der OSA-AKM. Griechenland erhält als erstes NATO Land aus den Beständen der ehemaligen NVA 12x 9A33 und mindestens 5x P-19. In Griechenland wurden die von der Bundesrepublik gelieferten ex NVA OSA`s mit einer IR Kamera und einem NATO-IFF ausgerüstet. Polen bietet ebenso wie Russland, Belorussland und die Ukraine updates zu OSA-AKM an. Ab 1996 wird die Nachrüstung mit dem integriertem Trainer 9F632M angeboten. Ausserdem wurde auf Basis der 9M33 das Trainingssystem 9F841A "Saman" erschaffen. Damit ist es möglich, Drohnen und Cruise Missile und Antifunkmessraketen mit einer effektiven Reflektionsfläche unter 0,016 qm zu imitieren.

modifizierte 5P73 für den "Saman"-Einsatz

1997 KUPOL liefert nochmals 12 (?) SLS an Griechenland. 1999 erfolgte die Lieferung des Nachfolgemusters, des FRK "TOR" an Griechenland. Griechenland. China orderte 1995 15 Systeme TOR und 1999 nochmals 20 Systeme "TOR", die 2000 komplett geliefert waren.

2000 Die Firma Tetraeder bietet eine generelle Modernisierung der OSA-AK an. Zum Update - Programm gehören unter anderem:

  • digitalisierte Anzeigen

  • Störschutzpaket, u.a. Störer  gegen Antifunkmess-Raketen

  • opto-elektronische System zur Zielaufklärung und Begleitung OES mit modernisiertem FSV 9Scha38-2 und Laser-Entfernungsmesser

  • automatisierte Zielzuweisung per Telecode (Data-link) bis in die SLS, auch der SLS untereinander

  • neue Lenkmethoden: MTT (verbesserte 3-Punkt-Methode) und KDU (kinematische Differenzmethode 
  • Fla-Rakete 9M33M3-1 
  • Möglichkeit der Zielzuweisung an die 60mm Flak S-60 zu geben
  • GPS   

Digitale Anzeigen sollen Rundsichtgerät, Leitsichgerät und Entfernungssichtgerät ersetzen.  Rechts eine Variante zur Störung von Antifunkmessraketen (z.B. HARM) 

2001 Gemeinsames russisch- indisches Programm zur Modernisierung der indischen OSA-AK. Testschießen auf dem Chandipur test range

2003 Beginn der Erprobung des FRK OSA-1T (Tetraeder) auf dem belorussischen Polygon "Domanowo"