Leitwerk I/80 

 
Datum: 24. Juli 1980 
Ort: Aschulug, Stellungen Wolga13 bis 20
Leiter der Übung: K-11.MSD, Generalmj. Zeh
Schießender FRR: K-FRR-11: Oberst Bruchmüller
Schießende der FRBttr`n:

BC 1. FRBttr.: OLtn. Mecklenburg

BC 2. FRBttr.: OLtn. Kunze

BC 3. FRBttr.: OLtn. Krämer

BC 4. FRBttr. OLtn. Pietsch

BC FüBttr.: Hptm. Oelmann
BC TBttr. Oltn. Beiler

Schießaufgaben und Ergebnisse:

Ziel Nr.

Schießaufgabe

Typ

Ergebnis 

01

Nr.1 Schießen auf ein nicht manövrierendes Einzelziel

LA-17MM

Zielvernichtung durch 1. und 3. FRBttr mit je einer 3M9

02

Nr.1 Schießen auf ein nicht manövrierendes Einzelziel

La-17MM

Zielvernichtung durch 2. und 3. FRBttr mit je einer 3M9

Die taktische Übung Leitwerk I/80 war das erste Gefechtsschießen des FRR-11 auf dem sowjetischen Staatspolygon in Aschulug und diente zugleich das Erprobungsschießen.Die Zulassung zum Gefechtsschießen erfolgte vom 12.06.-02.07.1980 im Feldlager Lieberose. Schwerpunkt bildete dabei das Führen von Luftzielen. Nach der Rückverlegung verblieb das Regiment nur eine Woche am Standort und begann am 08.07.80 mit der Eisenbahnverlegung nach Aschulug. Die Verlegung über eine Distanz von ca. 3.200 km erfolgte in 3 Transporten.

In der Chronik des Fla-Raketenregiments 11 befindet sich der Bericht des damaligen Regimentskommandeurs Oberst Bruchmüller über das erste  Gefechtsschießen mit Fla-Raketen des Regiments. Ich möchte mich hiermit bei Herrn Bruchmüller bedanken, dass ich Ihn hier veröffentlichen kann. Dieser Bericht ist vor allem für alle diejenigen gut nachzuvollziehen, die selbst am Gefechtsschießen in Aschulug teilnahmen. Unabhängig davon, ob sie nun vor dem Rundsichtgerät, in einer Startrampe oder in der technischen Batterie oder im LBT Ihre Aufgabe zu erfüllen hatten:

Urkunde für die Teilnahme am Erstschießen - zur Verfügung gestellt von Andreas Zerbst 

Erinerungen an mein erstes Gefechtsschießen mit Raketen

von Oberst Bruchmüller, Frank

Wir befinden uns auf einem sowjetischen Staatspolygon. Mitten in von der Sonne verbrannter Steppe. Über 40°C im Schatten (soweit wir uns welchen geschaffen haben). Wochen intensiver Ausbildung liegen hinter uns, um die neue Kampftechnik zu beherrschen. Immer mehr verspürten wir, wie doch solch eine Kollektivwaffe gerade vom Können des Einzelnen abhängt. Überprüfungen haben wir mehrere gemeistert. Aber was jetzt uns bevor steht ist echte Bewährung und erstmalige Bestätigung der Fähigkeit, die Gefechtsmöglichkeiten der neuen Kampftechnik in der Praxis wirksam werden zu lassen. Obwohl ich wußte, daß durch vielseitige Maßnahmen, Aktivitäten und Initiativen der Personalbestand gut auf das erste Gefechtsschießen vorbereitet war, durchdachte ich nochmals viele Varianten, die es geben könnte, um erfolgreich die bevorstehenden Aufgaben zu meistern. Der Zeitpunkt des ersten Starts war mir bekannt und rückte immer näher. Dementsprechend nahm die Anspannung zu. Ringsum ist noch geschäftiges Treiben. Die Verbindung steht noch nicht so wie es notwendig ist. Nervosität schleicht sich ein. Die Zeit läuft davon. Von vielen Seiten werden Hinweise und Ratschläge gegeben. Wolodja, unser sowjetischer Militärspezialist rät mir, eine schattige Stelle zu suchen, wo ich mir nochmals ungestört die Aufgabe klarmachen kann. Viele Fragen gehen mir durch den Kopf. Haben wir wirklich alles getan, um heute die erste Rakete zu starten und das Luftziel zu vernichten, dem Personal das notwendige Selbstvertrauen zu geben, daß es in der Lage ist, mit der neuen Kampftechnik jeden Luftgegner mit hoher Vernichtungswahrscheinlichkeit zu bekämpfen ? Bin ich persönlich Herr der Lage und nervenstark genug, mich voll zu konzentrieren? Ich denke doch! Plötzlich das erwartete Signal. Ich nehme meinen Platz in der Feuerleitkabine ein, rundherum bedrängt durch Kontrolloffiziere. Voll auf das Sichtgerät konzentriert, beurteile ich die Luftlage. Noch haben sich die Augen nicht richtig auf die Dunkelheit eingestellt. Ich spüre auch die Nervenanspannung aller Genossen. Nur keine Hektik aufkommen lassen- waren meine Gedanken. Die Verbindung zu allen Einheitskommandeuren steht stabil. Doch auch hier war in den Stimmen unterdrückte bzw. beherrschte Erregung zu spüren. Mir tropfte bereits der Schweiß von der Stirn. Ein Blick zu Wolodja neben mir - er nickte beruhigt. Endlich ist das erste Ziel zu sehen. Schnell nochmals alle Kommandos durch den Kopf gehen lassen, damit ich ja nichts vergesse. Kurz müssen sie sein, denn in wenigen Sekunden ist alles entschieden. Alle Einheiten melden melden das Auffassen des ersten Zieles und ihre Bereitschaft zum Start der ersten Fla-Rakete. Einwandfrei - denke ich- , jeder will der erste sein. Auf einmal das Kommando des technischen Leiters: "Antriebe abschalten!". Das Ziel hat den Sicherheitssektor noch nicht erreicht. Sekunden vergehen und das Ziel bewegt sich auf Gefechtskurs . Kommandos und Meldungen erfolgen wie vielfach trainiert, - aber zusätzlich: "Antriebe zuschalten!" In sekundenschnelle überlappen sich einige Meldungen. Habe ich alles registriert oder nicht?; der Zeitpunkt zum Start der ersten Rakete ist gekommen. Wem erteile ich das Kommando? - den Besten. "Eins und Drei Start" - wiederhole ich zweimal. Ruhe. Nur auf dem Sichtgerät sehe ich wie sich die Echosignale von Ziel und Rakete nähern und Zielvernichtung. Keine Zeit zum Luftholen bleibt. Das nächste Ziel ist im Anflug. Kommando's, Meldungen - alle haben das neue Ziel aufgefaßt. Die Zwei und die Vier werden es genauso packen - sind meine Gedanken und gebe die Kommandos zum Start. Erregt die Meldung, daß Vier nicht startet. Keine Zeit zu fragen: Warum? - das Ziel kommt bedenklich näher. Also "Drei-Start" Schon beim ersten Aufatmen wird die Zielvernichtung registriert. Wolodja gratuliert mir - aber was ist mit der Vier? Daß die Verbindung unterbrochen war, erfahre ich erst viel später. Wichtig ist erst einmal, das wir die Feuertaufe mit der Zielvernichtung bestanden haben - am 24.07.1980, 15:00 MEZ:

 

Start der ersten 3M9 des FRR-11(Foto Truppenchronik des FRR-11) 

Vorbeimarsch des Regiments zum Abschlussappell 1980/ Regimentsführung mit Oberst Bruchmüller, OSl. Rinkleben, Mj. Kath, OSl. Hänsel/ Foto: FRR-11; Sammlung Jörg Freiwald  

Tribüne mit Oberst Bruchmüller, GenMj. Zeh (Div.Kdr. 11.MSD) Oberst Klose (CTLA 11. MSD) und Gen.Mj. Kneiphoff CTLA NVA; Foto: FRR-11, Sammlung Freiwald

Verabschiedung von den der sowjetischen Kontrolloffizieren

Foto: FRR-11, Sammlung Freiwald

Ralf Wagner update 1.10.2005