DHS

 

Die Abkürzung DHS steht für das Diensthabende System des Warschauer Vertrages. Die in der DDR im DHS handelnden Kräfte hatten rund um die Uhr die Luftraumüberwachung und Meldung der Luft- und Gefechtslage zu gewährleisten. Weiterhin sollten sie bereit sein,  unverzüglich  gegen Luftfahrzeuge zu handeln, die widerrechtlich in den Luftraum der DDR eindringen und ggf. überraschende Angriffe des Luftgegners abwehren. Dem entsprechend waren zunächst die Funktechnischen Truppen, die Flak- bzw. später Fla-Raketenregimenter der Luftverteidigung, die Jagdfliegerregimenter und zeitweise die Flak-Truppenteile der Truppenluftabwehr eingebunden. Mit Einführung von Fla-Raketenkomplexen in den Truppenteilen der TLA erfolgte eine erneute Einbindung in das DHS. Neben den direkt im DHS handelnden Kräften gab es ab 1985 auch die Bereitschaftskräfte im DHS. In der folgenden Tabelle sind die wesentlichen Daten über die Einbeziehung der Kräfte der TLA in das DHS dargestellt:

1958 FR-4 und FR-11 werden ins DHS überführt
1961  Befehl 3/61 des CMB III und Befehl 9/61 des CMB V  zur Überführung des FR-1, FR-3, FR-5, FR-7, FR-8 und FR-9 in das DHS   
1964 Auflösung des DHS für Kräfte der TLA
1981 Überführung des FuTB-3, FRR-5 und FRR-8 ins DHS
1982 Überführung des FuTB-5 und des FRR-4 ins DHS
1983 Überführung des FRR-7 ins DHS
1985 Einsatz der Bereitschaftskräfte der FRR-1, -7, -9 und -11 in das DHS
Unterstellung aller DHS-Kräfte unter den Vereinten Gefechtsstand (VeGS der LSK/LV und der TLA)   

Als am 26.1.1959 das FR-11 in das DHS überführt wurde, befand sich der Truppenteil noch in der Aufbauphase und verfügte neben den zwei S-60 Batterien noch über zwei mit 37 mm Flak ausgerüstete Flakbatterien. Das DHS wurde durch eine komplette Flakbatterie für jeweils eine  Wochen gestellt. Dazu hatte das DHS in Eigenleistung eine DHS-Stellung in der Franzigmark bei Halle ausgebaut. Unmittelbar nach Verlegung der Technik nach Weißenfels am 17.10.1961 wurde eine provisorische DHS-Stellung auf dem Gelände des später errichteten Fla-Raketenparks bezogen. Kurze Zeit später erfolgte die Verlegung zum Späteren "Shilka"-Ausbildungsgelände des MSR-18. Die erste DHS Einheit verblieb insgesamt vier Wochen im DHS, bis danach zum bisherigen Wechsel übergegangen wurde. Bis zum Ausbau der DHS-Stellung, der wieder in Eigenleistung erfolgte, diente ein ausgedienter Waggon als Unterkunft.  1964 endete auch für die Flakabteilung 11 der DHS-Einsatz. Zeitzeugen bewerten die Effektivität dieses Einsatzes insbesondere auch aufgrund fehlender weitreichender Funkmessmittel als sehr fraglich.

Ab 1985 wurde mit Befehl 90/85 des MfNV das Thema DHS auch für das FRR-11 wieder aktuell. Allerdings stellte das Regiment nur sogenannte Bereitschaftskräfte zum DHS. Im Gegensatz zu den Kräften im DHS befanden sich die Bereitschaftskräfte nicht im Stellungsraum, sondern mussten ständig im Objekt erreichbar zu sein. Permanent besetzt war der stationäre Gefechtsstand mit einem diensthabenden Offizier und Planzeichnern. Die diensthabende Funkmessstation hatte Stellung bezogen, befand sich jedoch in der Bereitschaftstufe 3. Die Technik der diensthabenden FRBttr befand sich im regulären Park. Bei der Auslösung eines Einsatzsignales mußte eine ca. 2km entfernte ausgebaute Stellung auf dem Standort-GDP bezogen werden. Der Ausbau der Stellungen erfolgte in Eigenleistung. Zur Befestigung der Erdwälle wurden gebrauchte Eisenbahnschwellen verwendet, die der damalige BC der 3.FRBttr., A. Deparade, im Tagebau Zwenkau organisiert hatte. Irgendwie war diese Bauaktion typisch für die DDR - Es sollte unbedingt was gebaut werden, doch wo das Material herkam, interessierte keinen so richtig. Außerdem wurde eine bisher zu Ausbildungszwecken genutzte spartanisch ausgestattete Baracke zeitweilig (im Sommer) auch als Unterkunft für die DHS Batterie verwendet. Ab 1987 wurde auf die Unterbringung der DHS Batterie im Stellungsraum verzichtet. 

Linke Markierung:

ehemaliges Ausbildungsgelände TLA des MSR-18, von 1961 bis 1964 
DHS Stellung der FA-11 - heute ungenutzt,

rechte Markierung: ehemalige DHS Stellung und GDP des FRR-11 von 1985-1990, heute 
Kompostierwerk

Der Vergatterung zum Dienst in den Bereitschaftskräften zum DHS ging eine Zulassung der zu stellenden Technik und der Besatzungen voraus. Die Bereitschaftskräfte wechselten zunächst im wöchentlichen Turnus, wurden jedoch täglich neu vergattert. Ab ca. 1987 war es dann auch möglich die Bereitschaftskräfte täglich zu wechseln, wenn die betreffenden Personen zuvor zugelassen wurden. 

Die zeitweilige Unterbringung auf dem GDP (1985/86) hatte bei gutem Wetter durchaus auch Vorteile. Entzog sich die Batterie doch dem gewohnten kleinlichen Alltagsdienst, es war alles etwas lockerer und man konnte relativ ungestört Ausbildung durchführen. Unterbrochen wurde diese "Idülle" jedoch durch häufige Kontrollen. Zur Überprüfung der Bereitschaftskräfte gab es verschiedene Kontrollaufgaben. Das reichte vom Herstellen der Startbereitschaft und der "Bekämpfung" von Kontrollzielen. Die Tücke bei der Bekämpfung von Kontrollzielen bestand oft darin, dass die diensthabenden Kräfte, wie auch die Kontrolloffiziere vergeblich auf sie warteten. Ursachen waren fehlendes Flugwetter, oder ab und an wohl auch "Kolja", der den Luftraum für sich beanspruchte. Wie auch immer, durch das FRR-11 wurden alle im DHS gestellten Kontrollaufgaben erfüllt, Ein scharfer Einsatz blieb uns zum Glück erspart. 

Im Bereitschaftssystem galten folgende Übergangszeiten:

Gefechtsstand B1 ohne FM-Station 55 min.
  B2-B1 5 min.
  B1 mit FM- Station 60 min.
FRBttr Bereitschaft zum Start von Fla- Raketen 60 min.
  B1 56 min.
  B2-B1 7 min.
  B1 -> Bereitschaft zum Start von Fla- Raketen 4 min.
  B1 -> Bereitschaft zum Start von Fla- Raketen 8 min.

Der Vergatterung zum Dienst in den Bereitschaftskräften zum DHS ging eine Zulassung der zu stellenden Technik und der Besatzungen voraus. Die Bereitschaftskräfte wechselten zunächst im wöchentlichen Turnus, wurden jedoch täglich neu vergattert. Ab ca. 1987 war es dann auch möglich die Bereitschaftskräfte täglich zu wechseln, wenn die betreffenden Personen zuvor zugelassen wurden. 

 Kräfte im Bereitschaftsystem des DHS

Bereitschaftskräfte des Gefechtstandes  
stationärer Gefechtsstand mit einer Auflärungsstation P-18, P19 oder P40 und mobile Lagedarstellung mit  R-142 oder R-146

 

Bereitschaftskräfte der FRBttr 2K12 (1985-1987) 
1x SPW60PB mit 2 Einmann Fla- Raketen 9M32 (verpackt in Kiste) 1x 1S91 2x 2P25 mit je 3 FRa 3M9 1x 2 T7 mit 3 FRa 3M9

 

Bereitschaftskräfte der FRBttr 9K33 (1987-1990) 

1x PU-12mit 2 Einmann Fla- Raketen 9M32 (verpackt in Kiste) 2x 9A33 mit je 6x FRa 9M33 1x 9T217 mit 6x FRa 9M33

     

Ralf Wagner, 2002
update Februar 2007

Quellen:

Rolf Stolpe  Hermann Klein Internetseite: Zeittafel zur Geschichte der Truppenluftabwehr
Paul Kneiphoff,
Michael Brix
Die Truppenluftabwehr der NVA, Verlag am Park, 2004

Heinz Kühn, 

Steffen Gusczinski u.v.a

Truppenchronik des Truppenteils Georg Stöber 1953-1981 .