Funkmeß - Feuerleitgerät RPK-1M1...... und sie bewegt sich doch (wieder) |
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der Arbeitsbericht von Micha Kreß, der auch verdeutlicht, wie
schwierig es ist und welcher Enthusiasmus nötig ist, 15 Jahre nach
der Auflösung der NVA ist, technische Zeitzeugen Auf Grund des Hinweises, dass in Relzow bei Anklam noch diverse Fahrzeuge der ehemaligen Nationalen Volksarmee stehen, fuhren Thomas, Gerd von den Zwickauer Funkern und ich in der Zeit vom 20. zum 21. März 2003 in das ehemalige Depot. Dort wurde u.a. ein Funkmeß-Feuerleitgerät vom Typ RPK 1 M1 (auch bekannt unter der Index-Bezeichnung 1 RL 35 M1) auf Basis Ural 375 E 3 entdeckt. Da das Basisfahrzeug jedoch in einem schlechten Zustand war, wurde nur der Kofferaufbau des Funkmess-Feuerleitgeräts gekauft, da Ural 375 immer mal noch zum Kauf angeboten wird. Da die finanziellen Mittel sehr gering waren, mussten wir bis zum Transport des Koffers in die Nähe von Leipzig noch etwas warten, so dass der Koffer dann im August 2004 da war. In der Zwischenzeit waren jedoch die Abstützungen verloren gegangen.
Foto: abgesenkte, beschädigte Antenne der RPK-1 Da die weitere Vorgehensweise abgestimmt werden musste, dauerte es ein gutes Jahr, bis wir durch einen zweckgerichteten Tausch die "Mödlareuther RPK 1 M1" erhielten. Somit konnten wir daran gehen, eine RPK 1 M1 wieder aufzubauen. Im September 2004 wurde der Transport des Basisfahrzeuges der RPK 1 M1 von Mödlareuth in die nähe von Leipzig durchgeführt. Da wir uns als Verein keinen eigenen Tieflader leisten können, wurde der Transport durch den Tieflader der Firma BAG-Trans durchgeführt. Wie immer unterstützte uns der Fahrer des Tiefladers hervorragend, so dass der Lade- und Entladevorgang jeweils nur eine ¾ Stunde dauerte. In unserer Arbeitshalle angekommen, konnten wir mit Freude feststellen, dass dieses Basisfahrzeug der "RPK 1 M1" seinen Tausch Wert war. Die für uns wichtigen Anbauteile sind vorhanden und in einem guten Zustand. Im Kofferaufbau selbst sind die Gestellrahmen vorhanden, die Parabolantenne (wie bereits bekannt) beschädigt und der Kofferaufbau trocken. Dagegen sind fast alle Stecker vom Kabelbaum abgeschnitten. Der Wiederaufbau der "Mödlareuther RPK 1 M1" teilt sich in die Überprüfung / Instandsetzung des Basisfahrzeugs vom Typ Ural 375 E3, dem Wiederaufbau des Koffers und der Vervollständigung der Antennensäule KW-17 incl. dem Parabolspiegel. Davon Seiten des Vereins kaum Geld für den Wiederaufbau und die damit verbundenen notwendigen Instandsetzungsarbeiten zur Verfügung gestellt wurde, mussten einige Kompromisse beim Wiederaufbau eingegangen werden. Das Basisfahrzeug ist aus dem Jahr 1974 und wurde wie die gesamte Station 1988 in einer Instandsetzungseinheit generalüberholt. Das Basisfahrzeug erweist sich seinem Alter entsprechend in einem guten Zustand. Da das Basisfahrzeug jedoch die letzten Jahre in einer Halle gestanden hat, ohne das es für eine längere Standzeit entsprechend konserviert und aufgebockt wurde, sind einige Instandsetzungsarbeiten zu erledigen. Dies ist u.a. bei den Reifen bzw. der Reifenregeldruckanlage, dem Motor, der Lichtmaschine und dem Vergaser notwendig.
Auf Grund der langen Standzeit auf den Niederdruckreifen 14,00 - 20 sind zwei der sechs Niederdruckreifen kaputt und müssen gegen neue ausgetauscht werden. Da im weiteren kein Einsatz des Basisfahrzeugs im Gelände vorgesehen ist, ist die Funktionsfähigkeit der Reifendruckregelanlage nicht notwendig. Deshalb wurde die Reifendruckregelanlage außer Funktion gesetzt und Ventile in die sechs Reifen eingesetzt. Die Überprüfung der Achsen ergab, dass die Vorderachse im Bereich des Planetengetriebes undicht ist. Dazu wurde das Planetengetriebe auseinander gebaut, die Dichtung herausgenommen, von Thomas eine neue Dichtung angefertigt und anschließend wieder zusammengebaut. Da der 4-Takt-Otto-Motor mit Wasserkühlung vom Typ ZIL 375 über Jahre nicht gelaufen war, musste erst einmal der Motor für den kommenden Einsatz vorbereitet werden. Dazu wurden die Zündkerzen herausgeschraubt und anschließend Graphitöl in die Zylinder des Motors eingefüllt. Nach einiger Einwirkzeit wurde dann der Motor von Hand durchgedreht und dabei festgestellt, das der Kurbeltrieb leichtgängig ist. Im Anschluss wurde das Motoröl komplett gewechselt. Dazu waren rund 12 Liter Motoröl notwendig. Die Überprüfung der Motorkühlanlage zeigte keine Probleme. Im Rahmen der Überprüfung der Zündanlage wurden die Zündkerzen ausgebaut, gereinigt und kontrolliert. Anschließend wurde der Zündverteiler auf seine volle Funktionsfähigkeit überprüft. Da noch kein passendes Zündschloss für einen Ural 375 E3 aus dem Jahr 1974 vorhanden war, musste das vorhandene Zündschloss bis zur Beschaffung eines neuen Zündschlosses überbrückt werden. Die Lichtmaschine, die parallel zur Batterie zusammen mit dem Reglerschalter arbeitet, versorgt die Stromverbraucher und die Batterie mit Strom. Deshalb wurde die Lichtmaschine überprüft, der Regler gereinigt und eine Funktionskontrolle durchgeführt. Danach wurde die Lichtanlage des Basisfahrzeugs Ural 375 E3 überprüft und instandgesetzt. Zu einem besonderen Fund kam es dann auch bei der Überprüfung der Kraftstoffanlage. Im Hauptkraftstofftank des "Mödlareuther Basisfahrzeugs" fand Thomas neben dem üblichen Vergaserkraftstoff auch noch eine Flasche Bier. Diese konnte dann nach einigen Versuchen geborgen werden. Des weiteren musste die defekte Kraftstoffförderpumpe ausgebaut und instandgesetzt werden, da die Membrane auf Grund der langen Standzeit poröse und damit defekt war. Nach dem Austausch der Membrane konnte die Kraftstoffförderpumpe wieder eingebaut werden. Da es auch noch Probleme mit der Kraftstoffleitung im Bereich des Reservebehälters gab, wurde dieser abgeklemmt. Der Fallstromvergaser vom Typ MKS-K89 war in Ordnung. Anschließend wurde Vergaserkraftstoff aufgefüllt und eine Funktionsprobe durchgeführt. Das Umsetzen der Blöcke begann mit dem Abschneiden der noch vorhandenen Kabelresten innerhalb des Rahmengestells des "Mödlareuther Koffers". Im Rahmen der "Demilitarisierung" hatte man außer den Ausbau sämtlicher Blöcke auch noch die meisten Stecker kurz abgeschnitten. Somit waren noch Kabelreste von 20 bis 50 cm vorhanden, welche entfernt wurden. Neben dem Gewichtsersparnis war dies auch notwendig, um beim Einbau der Blöcke kein Problem wie das verklemmen oder verkanten zu haben.
Anschließend wurde begonnen, die Blöcke aus dem "Relzower Koffer" auszubauen. Teilweise gestaltete sich dies schwierig. Auch hier hatte man im Rahmen der Demobilisierung teilweise die Stecker abgeschnitten, so dass diese jetzt die Blöcke verklemmten. Damit wurden unsere Überlegungen bestätigt, die Kabelenden kurz abzuschneiden, da der Ausbau des gesamten Kabelbaumes zu aufwendig wäre. Während Bernd die Blöcke der Rechenmaschine 1 A 19M in der "Mödlareuther RPK 1 M1" einbaute, komplettiere ich mit Robert Kreß das Hauptpult KW-32 mit den einzelnen Blöcken. Gerade die Blöcke der Rechenmaschine 1 A 19M sind besonders gut festgeschraubt, so dass Bernd beim Aus- und Einbau einige Probleme hat. Für die nun noch fehlenden Blöcke warten wir auf die entsprechenden Bilder, damit wir dann ein entsprechendes Abbild erstellen können. Vielleicht besteht irgendwann noch mal eine Möglichkeit, an diese Blöcke heranzukommen - man weiß ja nie. Neben dem Austausch des zerstörten Parabolspiegels, ist auch noch der Kamerablock und die Antenne der Freund-Feind-Kennungsanlage umzusetzen. Um aber den zerstörten Parabolspiegel der "Mödlareuther RPK 1 M1" austauschen zu können, musste erst einmal der Hornstrahler abgebaut werden. Danach war es möglich, den eigentlichen Spiegel abzunehmen und gegen den ganzen Parabolspiegel der "Relzower RPK 1 M1" auszutauschen. Da eine zweckmäßige Weiterverwendung des leeren Koffers auf Grund seiner Breite von 280 cm sowie seiner einzigartigen Verwendung als Funkmeß-Feuerleitgerät nicht möglich war, wurde dieser Koffer in seine Bestandteile zerlegt und verschrottet. Die letzten Vorbereitungen für den motorisierten Marsch der RPK 1 M1 in das Vereinsgelände nach Kossa beendete Thomas zusammen mit Michael B. am 18. März 2005 gegen 23:30 Uhr. Am 19. März 2005 gegen 08:00 Uhr war es dann soweit und unsere RPK 1 M1 wurde auf eigener Achse in das Vereinsgelände nach Kossa überführt, wo diese nun in Museumsausstellung zu sehen ist. Internetadresse: Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth Bunkermuseum Kössa
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