Funkmeß - Feuerleitgerät RPK-1N

Einsatz in der NVA und im FR-11

Durch die RPK-1 wurden die GSR-9 sowie die Kommandogeräte 6-60 und E-2BD in der NVA abgelöst.  Neben den FA/FR der MSD/PD wurden später auch die FR (FA) der MB mit diesem FMFLG ausgerüstet. Die Einführung begann 1968 und zog sich bis 1975 hin. Dadurch gab es in der NVA drei verschiedene Modifikationen, die RPK-1A, RPK-1M und RPK-1N.  

Das FR-11 wurde 1973 mit der RPK-1N ausgerüstet. (4, je Flak Batterie1x) Dieses Feuerleitgerät löste die 15 Jahre alten GSR-9a (SON-9a), die nur über sehr geringe Störschutzmöglichkeiten verfügten, ab. Mit der Umstrukturierung des FR-11 zum FRR-11 1979 wurden die RPK-1N in den Reservebestand überführt. Nachdem 1983 das FRR-7 als letzter Truppenteil umstrukturiert wurde, befanden sich keine RPK-1 mehr aktiven Bestand der NVA. Nach der Vereinigung beider deutscher Staaten konnte die Bundeswehr mit den RPK-1N nichts anfangen und verschrottete bzw. verschenkte diese. 

RPK-1 der  ehem. NVA (Foto: Ralf Wagner)

RPK-1N des FR-11 vor der Halle-100 (Foto: Truppenchronik des FRR-11)

Entwicklung

Die Entwicklung der RPK-1 erfolgte im NII-20 unter Leitung von M.M. Kositschkin. Die RPK-1 ist die logische Weiterentwicklung der Funkmeßfeuerleitgeräte GSR-4 und GSR-9 mit integriertem Analogrechner, umfangreichen Störschutzeinrichtungen und erheblich weiter entwickelter Funkmeßausrüstung. Bereits bei späteren GSR-4 wurde das Kommandogerät (PUAZO-7), das im wesentlichen einen Analogrechner mit Folgegebern darstellt, in die Station integriert. Zusätzlich erhielt die RPK-1N ein Kennungsgerät mit separater Antenne (oberhalb des Parabolspiegels) und Fernsehvisier (ebenfalls oberhalb des Parabolspiegels) Es wurden verschiedene Versionen gebaut, so neben der RPK-1N, auch die RPK-1AM und RPK1M1. Im Gegensatz zur NVA, die bereits 1983 alle RPK-1 in den Reservebestand überführt hatte, nutzen noch heute eine Reihe von Ländern aktiv diese Station, unter anderem Belorussland, die Ukraine, Jugoslawien, Rumänien und mehrere afrikanische und arabische Staaten.

Einsatzzweck und Bestand

Die RPK1N diente dem Aufklären, Erfassen und Begleiten von Luftzielen sowie der Bestimmung der Anfangsangaben zum Schießen und der Übermittlung der Richtwerte und Kommandos an die Flak-Geschütze S-60.  

Zur RPK gehören:

  • das Funkmeßfeuerleitgerät 1RL-35, (offene Scanierung/ Flimmerpeilung),
  •  der Rechner 1A19, 
  • ein Fernsehvisier, 
  • ein umfangreiches Störschutzpaket  
  • eine eigene Stromversorgung (AB-16T/230/4-400) 
  • integrierter Trainer
  • Die Station ist auf dem Ural 375D untergebracht

RPK-1N in Gefechtslage mit geöffneter Aggregateluke (Foto: Holger Draheim) Der Fahrer der RPK war zugleich auch der Aggregatewart / daneben Blick auf das Aggregat AB-16 (Photo: Ralf Wagner) 

Antenne der 1RL35 : 

Zur Realisierung der automatischen Winkelbegleitung wird bei der 1RL 35 die Flimmerpeilung über den rotierenden Konterreflektor realisiert. Die ursprüngliche Schwachstelle dieser Metode, die Anfälligkeit gegenüber Winkelantwortstörungen, wurde durch den Zweikanalbetrieb (Haupt und Nebenkanal) bzw. Summen und Differenzkanal) beseitigt.

Unten Antennenspiegel mit Strahler und Konterreflektor und komplette Antennenanlage der 1RL35, sowie 

Rechts: Separate Dipol-Antenne des Kennungsgerätes, daneben das geöffnete Fernsehvisier   (Fotos: Ralf Wagner)

Die Station verfügte über folgende Störschutzeinrichtungen :

  • SBZ System (SBZ= Selektion beweglicher Ziele)
  • Wobbelung der Impulsfolgefrequenz
  • automatische Amplitudenselektion der Antwortsignale
  • Schaltung zur Kompensation von Winkelantwortstörung, Betrieb über Haupt und Nebenkanal

Das SBZ System dient zur Festzielunterdrückung, der Reflektionen von Wolken und kann auch beim Einsatz von Düppel verwendet werden. Bei der 1RL35 erfolgte die Festzielunterdrückung mit einer zweifachen Zwischenkompensation über zwei in Reihe geschaltete Potentialspeicherröhren. Da diese Röhren nicht optisch abgeschirmt sind, kann man bei der Arbeit sehr schön die Radialkreisauslenkung erkennen. Leider ist das auf dem Photo rechts nicht so richtig erkennbar. 

(Fotos: Ralf Wagner)

Folgende Einsatzverfahren waren möglich :

  • Zielzuweisung nach Winkeln und Entfernung vom FuMG
  • Zielzuweisung nach Seitenwinkel und Höhenwinkel per Fernsehvisier, mathem. Ermittlung der Entfernung
  • Zielzuweisung nach Seitenwinkel und Höhenwinkel per Fernsehvisier, Ermittlung der Entfernung mit dem FuMG
  • Kopplung des Flakfernrohrs (TSK) mit der Zielbegleitantenne

RPK-1 von "oben"

Gut zu erkennen ist, dass die Antennenanlage der RPK über eine Dachluke des Kofferaufbaus ausgeklappt wird 

Diese Bilder wurden von einem Mitglied der Yahoogroup military radar veröffentlicht und scheinen ein oder mehrere NVA Fahrzeuge zu zeigen. 

Auf Anfrage nach Herkunft der Bilder meldete sich der der Absender leider nicht mehr

Taktisch-technische Angaben :

Auffaßentfernung

max. 55km

Jabo ca. 38 km

Entfernung autom. Zielbegleitung

max.40km

Jabo ca. 32km

Frequenz 9,25-9,7 GHz (E Band)
Abweichung nach Seiten und Höhenwinkel

00-01,5

Abweichung nach Entfernung

15 m

Antennenschwenkbereich 

Seitenwinkel 360°

Höhenwinkel 00-25 bis 14-50

Sektorsuchbereich

Seitenwinkel 03-30 bis 04-00

Höhenwinkel >= 02-50

Halbwertsbreite des Richtdiagramms bei Suchbetrieb ohne Höhenübersicht 00-30+/-00-03
Max. Richtgeschwindigkeit bei Handsteuerung

nach Seitenwinkel 09-00/sec

nach Höhenwinkel 06-00/sec

Drehgeschwindigkeiit bei autom. Rundumsuche 01-10/sec
Besatzung 5 Mann
Aufbauzeit 7 min
Einschaltzeit 3 min
Masse 13,6 t
Länge  7,44m
Breite  2,792 m
Höhe 3,467 m
 

RPK-1 - international

Im Gegensatz zur NVA, die bereits 1983 alle RPK-1 in den Reservebestand überführt hatte, nutzen noch heute eine Reihe von Ländern aktiv diese Station, unter anderem Belorussland, die Ukraine, Jugoslawien, Rumänien und mehrere afrikanische (z.B. Angola) und arabische Staaten (z.B. Irak). Im Einsatz war sie auch in in Finnland. 1991 kam es während der Operation Desert Storm beim Einsatz einer Antifunkmeßrakete AGM-88 HARM gegen eine RPK-1 zum Verlust eines amerikanischen Q-36 Radars, nachdem die RPK auf Äquivalent geschalten und die HARM auf eine ebenfalls im 9,3-9,7 GHz arbeitende Q-36 der US Marine aufgeschalten hatte.  

RPK-1 Belorussland 2001 (Photo Quellen-40)

RPK-1 Rumänien -2000 (Photo Quellen-5)

RPK-1 Jugoslawien (Photo Quellen-41)

RPK-1 Finnland (Photo Quellen-32)

Ralf Wagner, 2003

Quellen:
NVA-Dienstvorschrift Auszüge aus der ehem VVS-Vorschrift A 69248 (Beschreibung und Nutzung)

Heinz Kühn, 

Steffen Gusczinski u.v.a

Truppenchronik des Truppenteils Georg Stöber 1953-1981 . 

Gau, Plate, Siegert "Deutsche Militärkraftfahrzeuge Bundeswehr und NVA" Motorbuchverlag, 1.Auflage 2001
Said Aminow Internet-Seite www.guns.ru/pvo  
Fotos

(2) Ralf Wagner

(5) Vestnik PVO

(16) Holger Draheim

(18) Truppenchronik des FRR-11

(32) ILMATORJUNTAUPSEERI - div. Ausgaben, finnische Armee-Zeitschrift  

(40) Hochschule "N.F. Watutin" des Fla-Raketenkommandos Poltawa   

(41) military_radars (Yahoo group)

(64) Michael Kress